Was für viele ein schon seit der Kindheit gehegter Traum ist, kann sich in der Realität als Albtraum erweisen – der Beruf des Tierarztes. Eine Anfang Januar in den USA veröffentlichte Studie hat nämlich leider gezeigt, dass Tierärzte deutlich häufiger Suizid begehen, als die durchschnittliche US-Bevölkerung.
Ein Tabuthema
Suizid und psychische Erkrankungen sind Themen, die in der Öffentlichkeit gerne unter den Teppich gekehrt werden, was die Situation für die Betroffenen nicht einfacher macht. Die meisten Pferdebesitzer wissen, wie anstrengend der Beruf des Tierarztes sein kann und wir groß die Arbeitsbelastung häufig ist – schließlich werden unsere Pferde ja vorzugsweise am Abend, Wochenende oder Feiertag krank. Gerne natürlich auch mal an Weihnachten. Dass unter anderem diese Arbeitszeiten langfristig aber auch einen negativen Einfluss auf das Privatleben und die Gesundheit des Tierarztes oder Tierärztin haben können, wird aber leider häufig vergessen und als selbstverständlich angesehen.
Die amerikanische Studie zu diesem Thema
In der Studie wurde der Todesursache von 11.620 amerikanischen Tierärzten nachgegangen und festgestellt, dass 398 Tierärzte dieser Gruppe Suizid begangen haben. Im Vergleich zur amerikanischen Bevölkerung waren dies 2,1-mal so viele Männer und sogar 3,5-mal so viele Frauen mehr wie der amerikanische Durchschnitt.
Als möglichen Grund für die erhöhte Suizidrate sehen die Wissenschaftler den Stress, den die Arbeit als Tierarzt oder Tierärztin mit sich bringt. Dabei wurden vor allem die langen Arbeitsstunden, die Erwartungen der Kunden und die teilweise unerwarteten Krankheitsverläufe genannt. Aber auch das Überbringen schlechter Nachrichten, die schlechte Work-Life-Balance, die stets steigenden Behandlungskosten und eine mangelnde Unterstützung durch eventuelle Vorgesetzte wurden als mögliche Gründe aufgeführt.
Gelten diese Statistiken auch für Europa?
Für die deutschsprachigen Länder liegen zurzeit noch keine genauen Statistiken vor, es werden aber derzeit Studien in Deutschland und der Schweiz durchgeführt, deren Ergebnisse in naher Zukunft vorliegen sollten. Es wurden aber ähnliche Studien in Australien, Norwegen und Großbritannien durchgeführt, die zu vergleichbaren Ergebnissen kamen.
Was können wir als Pferdebesitzer tun?
Auf viele der Gründe für die erhöhte Suizidrate unter Tierärzten und Tierärztinnen haben wir als Pferdebesitzer natürlich wenig Einfluss. Trotzdem können wir aber vielleicht ein bisschen dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen der Tierärzte zumindest bei unseren Pferden etwas zu verbessern. Vor allem könnten wir unseren Tierärzten aber unsere Wertschätzung zeigen, nicht nur wenn sie sich mitten in der Nacht wegen einer Kolik aus dem Bett quälen, sondern auch einfach nur dafür, dass sie da sind, denn wir wissen nicht, auf was sie vielleicht verzichtet haben, um für unsere Pferde da zu sein.
Deshalb sagen wir vom Pferdegewieher-Team ein großes DANKESCHÖN an alle Tierärzte!
Die Studie wurde im Journal of the American Veterinary Medical Association veröffentlicht https://avmajournals.avma.org/doi/full/10.2460/javma.254.1.104e.