Im Jahr 2016 bestätigten europäische Wissenschaftler, was wir alle schon geahnt hatten: Ja, Pferde versuchen mit uns zu kommunizieren!
Ein Jahr später gingen Wissenschaftler aus Japan einen Schritt weiter. Ihre Studie zeigt nun, dass Pferde sogar versuchen, uns Dinge zu mitzuteilen, von denen sie glauben, dass wir nichts von ihnen wissen.
Wie ist das gemeint? Das Pferd teilt uns nicht nur mit: „Hey Mensch, her mit der Möhre in deiner Hand”, sondern auch „Hey Mensch, du weißt es zwar nicht, aber unter diesem Eimer ist eine Möhre und die hätte ich ganz gern.“
Monamie Ringhofer, PhD, von der Universität Kobe, Japan, stellte fest, dass die Pferde für diese Art der Kommunikation Augenkontakt sowie körperlichen Kontakt nutzten, um Menschen mitzuteilen, dass Futter versteckt wurde.
Somit war es klar, dass die Pferde dem Menschen sagen wollten, dass sich Futter an einem Ort befand, von dem der Mensch nichts wissen konnte. Daher bat das Pferde um Hilfe, um zu diesem Futter zu gelangen.
Der Ablauf der Studie
Die Studie wurde in zwei Abschnitten mit acht Vollblütern des Equestrian Club der Universität Kobe durchgeführt. Ringhofer und ihre Kollegen beobachteten die Reaktion der Pferde, wenn Futter in einem abgedeckten Eimer versteckt wurde.
Im ersten Abschnitt standen die Pferde alleine im Paddock und konnten zwei Eimer sehen, zu denen sie jedoch nicht gelangen konnten. Dann stellte sich eine vertraute Person neben das Paddock und las ein Buch. Dabei ignorierte sie die Pferde. Nach einer Minute entfernte sich die Person wieder und es kam ein Assistent, der den Pferden eine Möhre zeigte und diese dann in einem der Eimer versteckte. Nun verließ der Assistent den Bereich wieder und die vertraute Person kam wieder zurück. Sie las wieder das Buch. Theoretisch konnte sie daher auch nicht wissen, dass eine Möhre versteckt wurde.
Der zweite Teil der Studie verlief ähnlich. Diesmal jedoch blieb die vertraute Person am Paddock, während der Assistent die Möhre versteckte. Die Person sah daher, dass die Möhre im Eimer versteckt und dieser abgedeckt wurde.Die Ergebnisse
Ringhofer und ihre Kollegen stellten fest, dass die Pferde in beiden Fällen die vertraute Person auf die Möhre aufmerksam machen wollten. Dies taten sie, wie bereits zuvor erwähnt durch Augen- und Körperkontakt.
Im ersten Teil, bei dem die vertraute Person „nichts von der Möhre wusste“, waren die Pferde jedoch viel aktiver und schauten aufgeregter. Auch der Körperkontakt war intensiver.
Zwischen den beiden Reaktionen bestanden im Verhalten der Pferde wesentliche Unterschiede. Sie waren viel aktiver, wenn sie der Person zeigen wollten, dass sich das Futter in einem der Eimer befand, als wenn sie die Person nur darauf hinwiesen, dass sie das Futter haben möchten.
Vor diese Studie war lediglich bekannt, dass Pferde mithilfe von subtilen Kommunikationsmethoden mit uns kommunizieren möchten. Die Studie aus Japan weist nun jedoch darauf hin, dass Pferde zu viel mehr in der Lage sind. Es sieht so aus, als hätten Pferde viel stärkere kognitive Fähigkeiten als bislang angenommen.
Die Studie zeigt die Möglichkeit auf, dass Pferde auf einen vergangenen Aufmerksamkeitszustand eines Menschen reagieren und ihre Reaktion dementsprechend anpassen können.
Was können wir daraus lernen?
Diese Erkenntnisse sind sehr wichtig, da Sie die Mensch-Pferd-Beziehung nicht unter dem Gesichtspunkt der Kommunikation des Menschen mit dem Pferd, sondern umgekehrt beleuchtet. Wir sollten uns im Klaren darüber sein, dass das Pferd auch mit uns kommuniziert und vielleicht sollten wir mehr auf die Signale unserer Pferde eingehen.
Wie oft waren wir schon ungeduldig mit unserem Pferd, wenn es aufgeregt durch die Gegend blickte und uns mit seinem körperlichen Kontakt „nervte“? Kann es sein, dass es etwas wusste, von dem wir nichts wussten? Diese Frage könnten wir uns stellen, um das Pferd besser zu verstehen und für eine harmonischere Beziehung mit ihm zu sorgen.
Die Studie „Domestic horses send signals to humans when they face with an unsolvable task“ wurde in Animal Cognition veröffentlicht.