Wir alle wissen, dass Pferde ziemlich schnell in Stress geraten können. Ob beim Verladen, im neuen Stall oder in einer neuen Herde, beim Schmied oder Tierarzt, beim Ausreiten oder auf dem Turnier oder einfach, weil die Bank im Hof neu gestrichen wurde und jetzt nicht mehr grün sondern schwarz ist .
Eine Studie an der University of Arizona in den USA hat jetzt aber gezeigt, das Pferdefreunde zukünftig auf ein neues Mittel zurückgreifen können, um den Stress ihres Pferdes zu reduzieren.
Die Lösung ist scheinbar ganz einfach – Lavendel!
Ein Lavendeldiffusor bietet die Lösung
Die im Journal of Equine Veterinary Science veröffentlichte Studie zeigte, dass bei Pferden, die Lavendel über einen Diffusor einatmeten, deutlich reduzierte Stresslevel festgestellt werden konnten. Dazu nahmen die Forscher sich die Herzfrequenz und die Herzfrequenzvariabilität der Pferde zur Hilfe. Beide sind ein Indikator für Stress, wobei die Herzfrequenzvariabilität ein viel empfindlicherer Messwert ist.
Es gab zwar bereits einige wenige Studien, die den Einfluss von Aromatherapie bei Stress untersuchten, allerdings wurde bei diesen Studien zunächst Stress bei den Pferden ausgelöst. Dazu wurden sie z. B. verladen oder mit einer Hupe erschreckt. Hierbei schoss der Puls der Pferde nach dem Ertönen der Hupe steil nach oben, beruhigte sich aber bei den Pferden schneller, die Lavendel einatmeten. Die Herzfrequenzvariabilität wurde bei diesen Studien auch nicht beurteilt.
Das Experiment
Die Forscher an der University of Arizona wollten keinen zusätzlichen Stress bei den Pferden auslösen, sondern ganz „normale“ Pferde beurteilen. Dazu stellten sie eine Gruppe aus neun Dressurpferden verschiedener Rassen und mit unterschiedlichem Alter zusammen. Jedes dieser Pferde wurde auf einen kleinen Paddock geführt und dort festgehalten, während ein Diffusor mit ätherischem Lavendelöl unter seine Nase gehalten wurde. Dabei wurden die Herzfrequenz und die Herzfrequenzvariabilität überprüft, sowohl bevor und nachdem der Diffusor zum Einsatz kam als auch währenddessen.
Laut den Forschern änderte sich die Herzfrequenz selbst nicht, aber ein Teil der Herzfrequenzvariabilität, der im Zusammenhang mit dem für Entspannung zuständigen Teil des Nervensystems steht, stieg. Dies wiederum bedeutet, dass das Pferd entspannt ist. Man stellte fest, dass dieser Wert deutlich stieg, wenn die Pferde das Lavendelöl einatmeten.
Die Pferde zeigten auch Veränderungen im Verhalten, die auf eine zunehmende Entspannung hinwiesen. Unter anderem ließen sie den Hals fallen und begannen zu lecken und zu kauen, während sie das Lavendelöl einatmeten.
Schließlich wurde das Experiment mit Wasserdampf und Kamille wiederholt, aber bei keiner der Anwendungen konnten ähnliche Effekte wie mit dem Lavendelöl festgestellt werden. Auch war der Effekt des Lavendelöls nicht anhaltend. Das heißt, nahm man den Diffusor weg, nahm auch der Stress wieder zu. Daher konnten die Wissenschaftler sich wirklich sicher sein, dass der reduzierte Stress auf das Einatmen des Lavendelöls zurückzuführen war.
Was haben wir als Pferdebesitzer von diesen Studienergebnissen?
Vor allem wenn man ein stressanfälliges Pferd hat und diesen Stress auf natürliche Art und Weise reduzieren möchte, bietet ein Lavendeldiffusor nicht nur eine einfache, sondern auch eine kostengünstige Lösung. Noch dazu hat das Einatmen des Lavendelöls keine Nebenwirkungen und man kann es auch für z. B. die Fahrt zum Turnier verwenden. Die Wirkung traditioneller Beruhigungsmittel kann oft lange anhalten und die Gabe kann in manchen Fällen sogar das Gegenteil des gewünschten Effekts bewirken – das Pferd wird noch gestresster.
Lavendelöl ist außerdem im Vergleich zu traditionellen Beruhigungsmitteln einfach erhältlich und kostengünstig. Laut den Forschern der University of Arizona benötigt man eigentlich noch nicht einmal einen Diffusor. Man kann einfach einige Tropfen des Lavendelöls auf seine Hand geben und das Pferd daran schnuppern lassen. So kann man z. B. Schmied- oder Tierarztbesuche deutlich stressfreier für das Pferd gestalten.Referenz:
Ann Linda Baldwin, Isabelle Chea. Effect of Aromatherapy on Equine Heart Rate Variability. Journal of Equine Veterinary Science, 2018; 68: 46 DOI: 10.1016/j.jevs.2018.05.213
Gefunden auf der Seite Sciencedaily.com University of Arizona. "A calmer horse is just a sniff away." ScienceDaily. ScienceDaily, 28 July 2018. <www.sciencedaily.com/releases/2018/07/180728084141.htm>.