Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass unsere Pferde uns manchmal um Hilfe bitten, aber eine neue italienische Studie hat jetzt gezeigt, dass Pferde sogar versuchen, mit uns zu „sprechen“, um unsere Aufmerksamkeit auf sie zu lenken.
Laut den Forschern der Universität von Pisa kommunizieren Pferde über ihre Ohren mit uns. Aber nicht nur das, sie sind dabei scheinbar auch in der Lage, ihre Aufmerksamkeit auf verschiedene Dinge gleichzeitig zu lenken.
Pferdeohren als Kommunikationsmittel
Pferde haben ja nicht nur ein weites Sichtfeld, sie können auch ihre Ohren mehr als 180 Grad bewegen. Die Wissenschaftler haben festgestellt, dass sie ihre Aufmerksamkeit so nicht nur auf z. B. einen Futtereimer richten können, sondern gleichzeitig ihre Ohren zwischen Futter und Mensch hin und her bewegen können. Damit, so glauben die Forscher, versuchen sie wohl die Aufmerksamkeit des Menschen zu lenken und ihn dazu aufzufordern, ihnen den Eimer zu geben. Schon frühere Studien haben gezeigt, dass Pferde nicht ihren ganzen Kopf bewegen müssen, um zu versuchen, unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Außerdem können sie sich dabei auf verschiedene Dinge gleichzeitig konzentrieren.
So testeten die Wissenschaftler
Der Test war eigentlich ganz einfach. Die Wissenschaftler arbeiteten mit 30 Pferden in verschiedenen Ställen. Vor die Stalltür wurde ein Tisch gestellt und auf jeder Seite des Tisches stand ein Mensch, den einen kannte das Pferd, den anderen nicht. Die beiden Menschen schauten einander an und ignorierten das Pferd. Eine dritte Person legte einen Apfel oder eine Möhre auf den Tisch und verschwand. Dann wurden drei verschiedene Situationen beobachtet: einmal lag nichts auf dem Tisch, einmal lagen ein Apfel oder eine Möhre in Reichweite des Pferdes auf dem Tisch und einmal lagen ein Apfel oder eine Möhre außerhalb der Reichweite des Pferdes auf dem Tisch.
In letzterem Fall versuchte das Pferd, die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich zu ziehen, indem es die Ohren zu ihnen drehte, ohne jedoch die Hauptaufmerksamkeit vom Futter zu nehmen. Dabei blieben der Kopf und ein Ohr in Richtung des Futters, während das Pferd das andere Ohr zu einem der beiden Personen drehte. Um sicherzustellen, dass das Pferd das Ohr nicht aus einem anderen Grund bewegte, z. B. weil es frustriert war, weil es nicht an die Möhre oder den Apfel gelangen konnte, führten die Wissenschaftler den Test mit 18 weiteren Pferden durch, bei denen keine Personen neben dem Tisch standen. Interessanterweise drehten die Pferde in dieser Situation ihre Ohren nicht zur Seite, sondern konzentrierten sich nur auf den Apfel oder die Möhre vor ihnen.
Warum ist diese Studie so interessant?
Bisher sind Pferdewissenschaftler davon ausgegangen, dass Pferde ihre Aufmerksamkeit immer nur auf eine Sache richten konnten, also nicht in der Lage waren, zu multitasken. Die italienischen Forscher gehen aber davon aus, dass dies doch der Fall ist und sind der Meinung, dass diese Studie dies belegt. Diese Ansicht basieren sie darauf, da es sonst wenig Sinn für ein Pferd machen würde, ein so weites Gesichtsfeld zu haben. Außerdem sollte das Pferd als Fluchttier natürlich auch in der Lage sein, sich einerseits auf das Fressen zu konzentrieren, andererseits aber auch bei Gefahr schnell genug flüchten zu können.
Für uns als Pferdebesitzer ist diese Studie auch sehr interessant. Wir wissen jetzt nämlich einerseits, dass unser Pferd eigentlich sehr wohl in der Lage ist, sich auf zwei verschiedene Dinge gleichzeitig zu konzentrieren. Andererseits bestätigt die Studie aber auch, dass unsere Pferde uns „manipulieren“ können, um uns dazu zu bringen, den gewünschten Apfel oder die Möhre in Reichweite zu bringen. Das wussten die meisten von allerdings aber auch schon vorher
Die Studie “Could the Visual Differential Attention Be a Referential Gesture? A Study on Horses (Equus caballus) on the Impossible Task Paradigm,” wurde in der Zeitschrift “Animals” veröffentlicht.