Das Bedampfen und Einweichen von Heu reduziert den Staub und die Schimmelpartikel, die vom Pferd eingeatmet werden können. Zudem kann es auch die Menge an verdaulichen nicht-strukturellen Kohlenhydraten verringern. Klingt doch gut, oder?
Es gibt bereits zahlreiche Studien, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben. Trotzdem bleibt es sogar für die Wissenschaft ein Rätsel, ob nun das Bedampfen oder das Einweichen von Heu besser für das Pferd ist.
Diesem Thema widmeten sich nun kanadische Wissenschaftler in einer kürzlich durchgeführten Studie (August 2019). Sie untersuchten die Unterschiede bei Nähstoffgehalt und Schmackhaftigkeit bei bedampftem bzw. eingeweichtem Heu.
Der Ablauf der Studie
Einer Gruppe von 13 Standardbreds (Amerikanische Traber) wurde Luzerneheu des ersten Schnitts gefüttert. Dieses Heu wurde entweder 60 Minuten lang bedampft, 30 Minuten eingeweicht oder einfach normal, als trockenes Heu zum Fressen angeboten.
Den Pferden wurden nun verschiedene Kombinationen des trockenen, bedampften und eingeweichten Heus gefüttert. Dabei wurden das Fressverhalten sowie die glykämischen Reaktionen untersucht.
Zudem wurden alle drei Arten des Heus in einem Labor auf ihren Gehalt an Makronährstoffen und Spurenelementen untersucht.
Die Ergebnisse der Studie
Das eingeweichte Heu enthielt eine niedrigere Konzentration an löslichen Proteinen, nicht-strukturellen Kohlenhydraten und Kalium als trockenes Heu. Bei diesen Variablen wurde kein Unterschied bei bedampftem und trockenem Heu festgestellt.
Die glykämischen Reaktionen der Pferde änderten sich bei allen Arten des Heus nicht.
Die Pferde bevorzugten trockenes oder bedampftes Heu gegenüber eingeweichtem Heu.
Die Wissenschaftler haben zudem festgestellt, dass der Verlust an Nährstoffen bei eingeweichtem Heu stark unterschiedlich ist und von Faktoren wie der Art des Heus und dessen Reife abhängt. Da Pferde einen süßeren Geschmack bevorzugen, ist die Entfernung der süßen, nicht-strukturellen Kohlenhydrate in direkten Zusammenhang mit einem schlechteren Geschmack zu bringen.
Aufgrund der gesammelten Daten kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass durch die Kombination aus dem Verlust an Nährstoffen zusammen mit dem verringerten Konsum des Heus, die Verabreichung von eingeweichtem Heu „nachteilig für Pferde mit einem höheren Nährstoffbedarf“, wie Sportpferden, ist.
Was bedeutet dies für uns Pferdebesitzer
Die Behandlung von Heu ist aufgrund dieser Erkenntnisse stark vom einzelnen Pferd abhängig.
Laut der Wissenschaftler ist es bei Pferden wie Allergikern, bei denen der Staub reduziert werden muss, vorteilhaft, bedampftes Heu zu füttern.
Bei Pferden mit Endokrinopathien wie EMS, ist es jedoch besser eingeweichtes Heu zu füttern, um die nicht-strukturellen Kohlenhydrate zu verringern.
Bei diesen Fällen ist es mit Sicherheit angebracht, den Tierarzt zu Rate zu ziehen. Da eingeweichtes Heu weniger Nährstoffe beinhaltet, könnte es sein, dass Ergänzungsmittel, wie Vitamine und Mineralstoffe zugefüttert werden müssen.
In jedem Fall sollte man aber von einem Bedampfen oder Einweichen absehen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Im trockenen Heu sind alle Nährstoffe enthalten, zudem scheint es den Pferden besser zu schmecken
Die Studie von Owens, T., M. Barnes, V. Gargano, et al. Nutrient content changes from steaming or soaking timothy-alfalfa hay: Effects on feed preferences and acute glycemic response in Standardbred racehorses wurde im Journal of Animal Science veröffentlicht.