Viele von uns haben ein älteres Pferd und wir sind mit ihm durch Dick und Dünn gegangen. Wir glauben, es sehr gut zu kennen und „spüren“ bereits, wenn es ihm nicht gut geht. Doch wissen wir, wie gut es sieht? Eine neue Studie verneint diese Frage.
Nur 4 % der Besitzer der in der Studie untersuchten Pferde glaubten, dass ihr Pferd an einer Augenkrankheit litt. Die Wissenschaftler stellten jedoch fest, dass dies bei knapp 90 % der Pferde der Fall war.
Wieso werden Augenprobleme bei Pferden so schwer erkannt?
Fernando Malalana, europäischer Spezialist für Innere Medizin, begründet dieses Problem mit der Tatsache, dass ein Wildpferd ein Beutetier ist. Daher sind sie Meister darin, alle Anzeichen von Unwohlsein und potenziellen Schwächen zu verstecken. Würden Pferde solche Anzeichen zeigen, wären sie verletzlicher. Daher ist es nicht selten, dass chronische Augenbeschwerden lange Zeit nicht bemerkt werden. Die Beschwerden des Pferdes spielen sich dabei im Hintergrund ab.
Die Studie zu den Augenkrankheiten
Malalana und seine Kollegen untersuchten die Ergebnisse von rund 1.000 Pferdebesitzern und ihren Pferden. In dieser Studie ging es um Pferde im Alter von mindestens 15 Jahren. Mithilfe eines Diopters und/oder eines Ophthalmoskops wurden danach ca. ein Drittel der Pferde klinisch auf Läsionen auf der Oberfläche oder im Inneren des Auges untersucht.
Zudem wurden im Vorfeld die Besitzer gefragt, ob ihr Pferd an Augenbeschwerden litt. Nur 3,3 % gaben dies an bzw. wussten von Augenbeschwerden ihres Pferdes. Nach der Untersuchung wurde jedoch festgestellt, dass 87,8 % der Pferde Abnormalitäten ihrer Augen aufwiesen. Diese reichten von milden bis hin zu schwerwiegenden Problemen.
Ca. ein Drittel der Pferde hatte Grauen Star in mindestens einem Auge, 14 % Läsionen auf der Hornhaut (obwohl viele verheilt waren, blieben Narben und das Sehvermögen konnte beeinträchtigt sein oder das Pferde konnte Beschwerden haben). Unglaubliche 85 % wiesen Läsionen im hinteren Augenabschnitt auf, inklusive Probleme mit der Netzhaut und/oder dem Sehnerv.
Glücklicherweise resultierten diese Probleme nicht in einer großen Einschränkung der Sehkraft bei diesen Pferden. Nur knapp 6 % der Pferde hatte bei der medizinischen Untersuchung eine verminderte Sehkraft. Jedoch gaben nur 1,1 % der Pferdebesitzer im Vorfeld an, dass die Sehkraft ihres Pferdes nicht in Ordnung war. Auch in diesem Fall liegt also der Prozentsatz wesentlich höher, als von den Besitzern angenommen.
Wieso erkennen so wenige Besitzer, dass ihr Pferd Probleme mit den Augen hat?
Laut Malalana liegt es nicht an der Pflege oder der Beobachtungsgabe der Besitzer. Es liegt einfach daran, dass es sehr schwierig ist, Augenkrankheiten ohne bestimmte Ausbildung und Instrumente festzustellen.
Ohne diese Instrumente gibt es eine Möglichkeit, eventuell bestehende Augenprobleme beim Pferd zu erkennen. Man sollte dazu von vorne auf das Pferd und auf die Winkel der Augenlider blicken. Beide Augenlider sollten symmetrisch und parallel oder beinahe parallel zum Boden sein. Sollte das Pferd Schmerzen in einem Auge haben, geht der Winkel der Augenlider auf dieser Seite nach unten.
Zudem sollte man den Tierarzt verständigen, wenn ein Auge weiter geschlossen ist als normal, Flüssigkeit aus den Augen tritt oder man Bedenken oder einfach nur ein schlechtes Gefühl bezüglich der Sehkraft seines Pferdes hat, da sich Probleme mit den Augen sehr schnell verschlechtern können.
Was bedeutet dies für uns als Pferdebesitzer?
Natürlich ist es wichtig, Augenkrankheiten frühzeitig zu erkennen und diese behandeln zu lassen. Dies ist für die Sicherheit von Mensch und Tier wie auch das Wohlbefinden des Pferdes sehr wichtig.
Obwohl Pferde grundsätzlich mit einer Verminderung der Sehkraft sehr gut umgehen können, kann die Sicherheit für sowohl das Pferd wie auch andere Pferden und Menschen in seiner Umgebung gefährdet werden. Wenn man darüber Bescheid weiß, kann man natürlich geeignete Sicherheitsmaßnahmen treffen.
Im Umkehrschluss bedeutet dies natürlich auch, dass eine Unfallgefahr besteht, wenn man nicht weiß, dass das Pferd unter einer verminderten Sehkraft leidet und trotzdem weiter mit ihm trainiert oder ausreitet.
Die frühzeitige Erkennung von Augenproblemen ist daher extrem wichtig. Läsionen können im weiteren Verlauf der Erkrankung sehr schmerzhaft für das Pferd werden und zu chronischen Beschwerden führen. Für uns ist es daher sehr wichtig, Augenbeschwerden frühzeitig zu erkennen. Dies führt nicht nur zu einer schnelleren, sondern auch zu einer effektiveren Behandlung!
Die Studie „Prevalence of owner‐reported ocular problems and veterinary ocular findings in a population of horses aged ≥15 years,” wurde im Equine Veterinary Journal veröffentlicht.